StandortHagenstraße

Wollweberturm

Gegenüber dem Amtsgericht an der Hagenstraße liegt der um 1505 erbaute „Wollweberturm“. Heute befindet sich in ihm eine Gaststätte mit Restaurant. Der Rundturm gehörte zur Stadtbefestigung der Neustädter Altstadt und diente bereits der Aufnahme von Kanonen. Neben dem Tylenturm war er mit seinem drei Meter hohen Mauerwerk und einer Breite von zehn Metern wohl der mächtigste der alten Wehrtürme.

Wollweberturm
(Photo: Stadt Korbach)

Der Name „Wollweberturm“ besagt, dass die Woll- weberzunft den Turm und angrenzenden Teil der Stadtmauer bei Gefahr zu verteidigen hatten. Später wurde er auch „Herrschaft-licher Turm“ genannt. Die Bezeichnung geht darauf zurück, dass er sich einst im Besitz des waldeckischen Grafenhauses befand.

 

Direkt neben dem Turm stand das in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Stadtschloss der Waldecker Grafen (Eisenberger Linie). Heute müssen wir uns die Lage des Schlosses und gräflichen Hofes zwischen dem Wollweberturm und dem direkt an der Hagenstraße - die es damals noch nicht gab - befindlichen Turm neben dem Amtsgericht vorstellen.

Das Schloss fiel 1536 einem Stadtbrand zum Opfer. Ein Wiederaufbau wurde sofort von Graf Wolrad in Angriff genommen. Das in den Jahren 1536 bis 1545 neu errichtete dreistöckige Renaissancestadtschloss muss ein Bau von beträchtlichem Ausmaß gewesen sein, das 1720 allerdings wieder abgerissen wurde, um einem noch größeren und imposanteren Barockschloss Platz zu machen. Doch dieses wurde nie realisiert.

Bis 1734 befand sich im Wollweberturm das Amtsgefängnis. Der Turm wurde um 1900 zu Wohnzwecken ausgebaut. Das Schieferdach stammt auch aus dieser Zeit. Heute befindet sich der Turm im Besitz der Stadt Korbach.

© Adil Durakovic/ Dr. M. Lilienthal

Literatur:

Hans Osterhold: Meine Stadt. Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, hrsg. vom Magistrat der Kreisstadt Korbach, 3. Aufl., Korbach 2004.

Ein Rundgang durch die alte Stadt, bearb. von Ursula Wolkers, hrsg. vom Wilhelm Bing Verlag und Magistrat der Stadt Korbach mit Förderung der Sparkassenstiftung Waldeck-Frankenberg, Korbach 1999.


 

Bericht aus "Mein Waldeck", Nr. 23 vom 11. November 2016