StandortSachsenberger Landstr. 2

St. Marien-Kirche

Die St.-Marien-Kirche ist die erste katholische Kirche in Korbach nach der Reformation. Am 19. Juni 1910 wurde mit Pfarrer Möhring, Eppe, der Grundstein für die neoromanische Kirche nach Plänen der Gebr. Langenberg, Kassel, gelegt. Mit der Segnung durch den Arolser Pfarrer Baumeier bezog die kleine katholische Gemeinde am 8. Oktober 1911 das Gotteshaus. Die Weihe der Pfarrkirche folgte am 1. Juli 1915 durch den Paderborner Weihbischof Hähling von Lanzenauer.

St. Marienskirche

Die ersten Belege für einen regelmäßigen Gottesdienstes reichen bis in das Jahr 1860 zurück. Am 1. Fastensonntag 1860 wurde in der Wohnung von Frau Josephine Schwa- lenstöcker (geb. Neuhaus) im Haus Katthagen 16 erstmals ein katholischer Gottesdienst gefeiert. Eine eigene Kapelle bekamen die wenigen Katho- liken 1877 im Haus Unterstraße 5 (heute Parkplatz Waldecker Bank). Das Haus gehörte dem Gastwirt Heinrich Brandt, dessen Frau aus Paderborn stammte. Zur gleichen Zeit hatte die jüdische Gemeinde in diesem Haus einen Raum gemietet, den sie bis zur Fertigstellung der Synagoge 1895 für ihre Gottesdienste nutzte.

St. Marienskirche

Bis 1911 wurden die Katholiken in Korbach von den Geistlichen aus Eppe und von den Haus- geistlichen des Gutes Canisius in Nordenbeck betreut. Mit der Veröffentlichung im Waldecker Regierungsblatt vom 2. Oktober 1914 wurde die Korbacher Pfarr- gemeinde selbständig und Vikar Otto Hesse am 17. März 1915 als erster katholische Pfarrer in Korbach nach der Reformation eingeführt, nachdem er bereits am 14. Januar 1911 vom Pader- borner Bischof als Verwalter des neuen "Missionsgebietes" nach Korbach geschickt war.

Mit dem Bahnbau und mit der Mitteldeutschen Gummiwarenfabrik kamen viele katholische Familien aus dem Ruhrgebiet und aus dem Eichsfeld nach Korbach, um hier Arbeit zu finden. Zählte die Gemeinde 1910 noch 100 Mitglieder, so gehörten 1914 bereits 400 Katholiken zur Korbacher Gemeinde.

Mit den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg – überwiegend aus Schlesien und aus dem Sudetenland – wurde die Marienkirche zu klein und musste 1958/1959 erweitert werden. 1960 wurde das Gemeindezentrum erbaut, das 1977/78 zum "Haus der Gemeinde St. Marien" erweitert wurde. Der rapide Anstieg der katholischen Kirchengemeinde machte den Bau eines zweiten Gotteshauses erforderlich, so entstand 1966 die St. Josef-Kirche am Eidinghäuser Weg.

Einen ähnlichen Zuwachs erlebte die Gemeinde in den 80er und Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts mit dem Zuzug vieler Gläubigen aus den osteuropäischen Ländern. Heute zählt die katholische Gemeinde etwa 4600 Mitglieder. Die Kirchengemeinde St. Marien gehört zum hessischen Teil des Erzbistums Paderborn und umfasst Teile der politischen Gemeinden Korbach, Twistetal und Diemelsee mit der Filialkirche in Adorf.

St. Marienskirche

Kunsthistorisch interessant in der St. Marien-Kirche sind die Ju- gendstilfenster im Chorraum mit der Verkündung, Heimsuchung und Krönung Mariens aus der Lauretanischen Litanei. Eine Be- sonderheit ist das farbige Glas- fenster mit dem Korbacher Wap- pen im Gang zwischen der Apsis und der Sakristei. Der Frankfurter Glasmaler Ludwig Becker schuf das zur Sachsenberger Land- straße weisende Fenster mit dem Motiv der drei Jünglinge im Feuerofen (Daniel, Kap. 3) und den christlichen Symbolen Fisch und XP (Christusmonogramm). Der große Altar bildet das geistliche Zentrum der Kirche. Anmutig und wundervoll gearbeitet ist die aus dem 17. Jahrhundert stammende, noch gut erhaltene Marienstatue.

Symbolkräftig ist das Metallkreuz, das Ende 1989 aus einem deutsch-deutschen Grenzzaun geschnitten wurde. Es verweist auf Hindernisse, die der Mensch überschreiten kann, und zeigt die Verbundenheit der Korbacher Kirchengemeinde mit der Partnerstadt Waltershausen in Thüringen, die ebenfalls ein solches Metallkreuz in ihrer Kirche hat.

© Jakob Gleumes/ Dr. M. Lilienthal

Hans Jürgen Biermann
(Grundlagen: Gemeindearchiv der kath. Kirchengemeinde St. Marien Korbach)


Literatur:

Hans Osterhold: Meine Stadt. Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, hrsg. vom Magistrat der Kreisstadt Korbach, 3. Aufl., Korbach 2004.