StandortEnser Straße

Das Spukhaus

Das Spukhaus war einst ein gotisches Lagerhaus, dessen Zugang nur durch ein nebenstehendes Fachwerkhaus möglich war. Es diente im Mittelalter Kaufleuten als feuersicheres Lagerhaus. Es wurde um 1300 aus rohen Kalksteinquadern errichtet. Der sechsstufige Treppengiebel zeigt zur Enser Straße, die Längsseite zum Katthagen.

Die Fensterläden bestanden aus Eisen, damit die Waren im Inneren des Das Spukhaus Steinhauses vor Feuer ge- schützt waren. Eng verbunden mit dem alten Lagerhaus ist eines der ältesten Korbacher Fachwerkhäuser, das frühere Haus Wille.

Am 10.01.1893 berichtete die „Corbacher Zeitung“ von dem „Corbacher Sonderling, dem sog. Blumenchrist“. Dieser lebte im Keller des alten Stein- hauses. Er wohnte dort unter ärmlichsten Bedingungen.

Der Name „Spukhaus“ geht auf eine Sage zurück, nach der eine einst böse Frau zur Strafe für ihre Hartherzigkeit in ein schwarzes Schwein ver- wandelt wurde.

 

Die Sage:
Im Spukhaus lebte vor langer, langer Zeit eine kaltherzige und geizige Frau. Sie war sogar so geizig, dass sie ihren Bediensteten nicht genug zu Essen gab. Betrat mal ein „Armer“ ihren Hof, so hetzte sie den Hund auf ihn. Die Essensreste gab sie viel lieber den Schweinen als Bedürftigen. Sogar ihren Neffen verstieß sie, weil er eine arme Frau heiraten wollte. Doch dann erkrankte die kaltherzige Frau und starb. Beim Füttern der Schweine sah die Magd nun ein schwarzes Schwein. Nachdem sie es fortjagte, erschien es in der Küche. Die Magd wollte es wieder fortjagen, doch da sprach das Schwein, dass es auf die Magd aufpassen wolle, damit es treu bleibe. Das Schwein wollte, dass die Magd es berühre und erlöse. Die Magd hielt ihren Schürzenzipfel hin, der daraufhin schwarz wurde, als wenn er verbrannt sei. Von nun an kam das Schwein täglich und brachte viel Unruhe ins Haus. Der Neffe, dem das Haus nach dem Tod der alten Frau zufiel, suchte Hilfe bei den Franziskaner-Mönchen. Doch sie schafften es auch nicht, das Schwein zu vertreiben.

Das Spukhaus Das Spukhaus
 

Erst der Abt des Klosters Corvey konnte das Haus - der Sage nach - vom unheimlichen Schwein befreien. Er lockte es in einen großen, schweren Schrank und verschloss schnell die Tür. Nun war das Schwein für alle Zeiten verbannt. Der Neffe tat noch viel Gutes und heiratete die Frau seines Herzens. Heute wird das Haus vom Verein Freilichtbühne genutzt. Ob das Schwein sich vielleicht noch immer im Schrank befindet?

© Luisa Bethke/ Dr. M. Lilienthal

Literatur:

Hans Osterhold: Meine Stadt. Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, hrsg. vom Magistrat der Kreisstadt Korbach, 3. Aufl., Korbach 2004.

Ein Rundgang durch die alte Stadt, bearb. von Ursula Wolkers, hrsg. vom Wilhelm Bing Verlag und Magistrat der Stadt Korbach mit Förderung der Sparkassenstiftung Waldeck-Frankenberg, Korbach 1999.

Marie-Luise Lindenlaub: Korbach steckt voller Geschichte(n). Reiseführer in die Vergangenheit einer Stadt, Korbach 2008.

Wilhelm Hellwig (Hrsg.): Sagen und Geschichten aus Korbach und Umgebung, 4. Aufl., Korbach 1999.