StandortAscher 14

Roter Turm

Nordwestlich der Evangelisch-Lutherischen Kirche am Ascher gelegen, befindet sich ein Mauerturm der alten Stadtbefestigung. Er liegt an der inneren Stadtmauer der historischen Neustadt. In ihm wurden zum Tode Verurteilte bis zu ihrer Hinrichtung eingekerkert. Einst soll der Rote Turm fast so hoch wie der Tylenturm gewesen sein. Die Bezeichnung Roter Turm erhielt er, weil an ihm zu bevorstehenden Hinrichtungen eine rote Blutfahne gehisst wurde.

Roter Turm
(Photo: Hans Osterhold)

1734 wurde ein Steinhaus im Auftrag der fürstlichen Regierung als Amtsgefängnis an den alten Roten Turm angebaut. Von 1773 bis ins 19. Jahrhundert hinein diente er als Gefängnis. Später wurde der Turm bis auf die heutige Höhe abgetragen. 1860 erwarb der Maurer August Wilke das Steinhaus mit Turm. Seit dieser Zeit wird das Steinhaus mit Rotem Turm als Wohnhaus genutzt. 1979 erwarb es wieder die Stadt Korbach. Der Architekt Georg Spratte ließ das Haus liebevoll restaurieren. Eine rote Fahne am Giebel verweist heute auf seine frühere Verwendung.

 

In Erinnerung geblieben sind aber neben dem Roten Turm, Wollweber- und Tylenturm der Hexen- und Butterturm. Überreste des Hexenturms kann man heute noch in einem Garten an der Kalkmauer zwischen dem ehemaligen Berndorfer Tor und Tränketor ausmachen. Ein Schild an der Klosterpforte verweist noch heute auf seine Existenz, und zwar 20 Meter in Richtung Berndorfer Tor. Im Hexenturm wurden Menschen inhaftiert, die der Zauberei und Hexerei angeklagt wurden.

Früher befand sich noch ein stattlicher Turm zwischen dem Tränketor und dem Dalwigker Tor. Seine Bezeichnung Butterturm hatte allerdings nichts mit Butter zu tun, vielmehr kommt sie von buten, was so viel bedeutet wie außerhalb, also der äußere Turm. Dieser Abschnitt war nur durch einen Mauerring gesichert, da das anschließende Gelände außerhalb des Mauerrings sumpfig war und einen natürlichen Schutz vor feindlichen Angriffen bot. Vom Butterturm ist heute nichts mehr erhalten geblieben.

 

© Torben Müller/ Dr. M. Lilienthal

Literatur:

Hans Osterhold: Meine Stadt. Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, hrsg. vom Magistrat der Kreisstadt Korbach, 3. Aufl., Korbach 2004.

Ein Rundgang durch die alte Stadt, bearb. von Ursula Wolkers, hrsg. vom Wilhelm Bing Verlag und Magistrat der Stadt Korbach mit Förderung der Sparkassenstiftung Waldeck-Frankenberg, Korbach 1999.

Erwin Günther und das Team des Stadtarchivs Korbach: Was die Namen der Korbacher Straßen erzählen . und was sie verbergen, hrsg. vom Magistrat der Kreistadt Korbach, 1. Aufl., Korbach. 2008.


 

Bericht aus "Mein Waldeck", Nr. 23 vom 11. November 2016