StandortProfessor-Bier-Straße

Nachtwächter

Aufgabe des Nachtwächters war es, nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt zu patrouillieren und für Ruhe und Ordnung zu sorgen, schlafende Bürger vor Feuer, Dieben und Feinden zu warnen. Er überprüfte das ordnungsgemäße Verschließen der Stadttore und Haustüren, rief zuweilen auch die Zeit aus. In Korbach gab es Nachtwächter bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein.

Der Nachtwächter
(Photo: Karl Althoff)

Im Mittelalter waren Nachtwächter sehr wichtig, trotzdem verdienten sie nicht viel. Brände waren damals besonders häufig, da die Häuser - von wenigen Steinhäusern abgesehen - aus leicht brennbaren Materialien (meist Holz und Stroh) gebaut waren.

Die Häuser standen oft dicht beieinander und offene Feuerstellen bargen besondere Gefahrenquellen. Deshalb bekam auch nur der das Bürgerrecht, der einen Eimer besaß. Wenn es erst einmal brannte, mussten alle helfen, denn ein Feuer breitete sich sehr schnell aus. Beim großen Stadtbrand von 1664 verbrannten daher fast alle Häuser, bis auf die aus Stein und das Schwalenstöcker´sche Haus im Katthagen. Alle anderen Häuser stammen daher aus der Zeit nach 1664.

Ein Nachtwächter verfügte sogar über das Recht, verdächtige Personen befragen, notfalls auch verhaften zu können.

 
Nachtwächter
(Photo: Birgit Emde)

Zur typischen Ausrüstung gehör- ten eine Hellebarde bzw. Lanze, ein Horn und eine Laterne. Wegen des Übereifers insbesondere Korbacher Nachtwächter wurden sie auch als „Pulverköppe“ bezeichnet. An sie erinnert heute eine Bronzefigurengruppe, ent- worfen von Peter Lehmann (1977, Bissel/Ahlhorn), in der Professor-Bier-Straße. Eine Ähnlichkeit mit dem damaligen Bürgermeister der Stadt, der den Auftrag erteilte, soll rein zufällig sein.

 

© Lennart Jahn/ Dr. M. Lilienthal

Literatur:

Ein Rundgang durch die alte Stadt, bearb. von Ursula Wolkers, hrsg. vom Wilhelm Bing Verlag und Magistrat der Stadt Korbach mit Förderung der Sparkassenstiftung Waldeck-Frankenberg, Korbach 1999.